Oase Bickensohl

Das „Kaiserstuhl-Projekt“

Dieses wunderschöne, mehrteilige Gelände im Kaiserstuhl wurde der Stiftung Natur Zuerst durch zwei Zustiftungen überlassen:
Die ersten Grundstücke wurden der Stiftung im Dezember 2022 von Frau Heidesuse Kattelmann aus Vogtsburg i.K. (Oberrotweil) übergeben. Die Zustifterin folgte mit diesem Schritt ihrer Liebe zur Tier- und Pflanzenwelt und widmete zwei Waldstücke und zwei Obstbauflächen auf der Gemarkung Bickensohl auf Dauer dem Wohlergehen der Natur mit ihrer biologischen Vielfalt.
Im Januar 2025 übergab Herr Lothar Wilbat aus Vogtsburg i.K. (Bickensohl) zwei Waldstücke sowie die beiden Flurstücke einer bis vor kurzem bewirtschafteten Rebterrasse an die Stiftung, um sie dauerhaft einer ökologischen Gestaltung und Pflege zu widmen und um damit ein Zeichen für mehr Wertschätzung und Respekt gegenüber der Natur zu setzen.

Waldflächen:
Von den vier Waldgrundstücken bei Bickensohl, zusammen 1,5 Hektar umfassend, liegen drei im Gewann „Täle“, einem kleinen Waldbereich nahe bei der Ortschaft, sind deutlich nach Norden geneigt; eines davon endet im Norden mit einer zehn Meter weit abfallenden Lösswand. Am südlichen Ende beginnen Rebflächen, östlich und westlich schließen sich weitere Waldgrundstücke des „Tälewaldes“ an. In dem Laubmischwald herrschen Rotbuche sowie Trauben- und Stieleiche vor; dazwischen finden sich Bergahorn, Spitzahorn, Feldahorn, Winterlinde, Esche und Robinie. Der Baumbestand weist Lücken nach Sturmschäden und aufgrund zahlreicher abgestorbener Buchen und Eichen auf.
Das vierte Waldgrundstück ist Teil einer großen zusammenhängenden Waldfläche und liegt im Gewann „Frauenholz“ direkt nördlich des Kammes, der sich zwischen Ihringen und Vogtsburg erstreckt. Das Waldstück ist schmal und in Nord-Süd-Richtung langgestreckt, nach Norden hin zugespitzt und abfallend bis an einen Löss-Hohlweg. Auf halber Höhe wird das Waldstück von einem befahrbaren Weg durchschnitten. Der Bewuchs ist stark von Rotbuche dominiert mit Winterlinde und Bergahorn als Nebenbaumarten.

Herbst im "Täle"

Herbst im „Täle“

Herbst im "Frauenholz"

Herbst im „Frauenholz“


Obstbauflächen:
Die beiden Obstbauflächen sind zusammen 0,7 Hektar groß. Im Gewann „Judenacker“ am westlichen Ortsausgang von Bickensohl liegt am Fuß eines terrassierten Nordhangs das weitgehend ebene Wiesenstück „hintere Matte“ mit alten, teils abgestorbenen Obstbäumen, jüngeren und jungen Nussbäumen und Holunder. Auf der Wiesenfläche, die sich in Ost-West-Richtung erstreckt, haben sich Hartriegel, Haselnuss, Wildrose und Brombeere ausgebreitet. Entlang der nördlichen Grenze verläuft der Lösshohlwege-Pfad; östlich liegen Weinbauflächen; nach Süden und Westen hin schließen sich ansteigende bewaldete Terrassen an.
Die andere Obstbaufläche (im Gewann „Deglebuch“) wurde seit vielen Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Sie liegt in einem kleinen Tal unterhalb der großen zusammenhängenden Bewaldung, an die es östlich direkt anschließt. Es erstreckt sich in Ost-West-Richtung und fällt geringfügig nach Nordwesten hin ab. Am Ostende findet sich der Waldübergang mit Buche, Winterlinde und Nussbaum; am Westende, von wo aus es erschlossen ist, stehen einzelne Buchen und Eichen. Südlich grenzt Ziegenweide an; auf dem nördlichen Nachbargrundstück schließen sich ein Geräteschuppen und wild bewachsenes Grünland an. Die Freifläche, auf der mehrere Nuss- und Wildobstbäume stehen, macht den größten Teil des Grundstücks aus und ist gegenwärtig fast vollständig von Kanadischer Goldrute eingenommen.

Wiese mit alten Obstbäumen
(„Judenacker“ / „hintere Matte“)

Ehemalige Obstbaufläche („Deglebuch“)


Rebterrasse:
Auf dem „Burstenbuck“ liegt die langgestreckte, zwischen 12 und 25 Meter breite Rebterrasse, auf der bis kurz vor der Übergabe Weinbau betrieben wurde, wie dies auf mehreren benachbarten Flächen weiterhin der Fall ist. Es ist Teil eines größeren Wandels in der Region, dass schwierig zu bewirtschaftende Rebflächen sukzessive aus der Nutzung genommen werden. Vor Jahrzehnten standen auf dieser Terrasse einmal Obstbäume, und die Rückkehr zu einer mit einzelnen Obst- und Wildobstbäumen bestandenen Wiese ist das Entwicklungsziel der Stiftung für die knapp 3000 Quadratmeter große ebene Fläche. Die dazugehörigen Böschungsflächen weisen teils Steigungen von über 100% auf und sind stark von Waldrebe, teils auch von Brombeere eingenommen. Natürlicher Aufwuchs von Nussbäumen ragt aus dem Wildwuchs der Böschungen heraus.

Rebterrasse
(„Burstenbuck“)

Rebterrasse („Burstenbuck“)

Ökologische Situation:

Schutzgebiete:
Die Naturoase überlappt sich mit mehreren Schutzgebieten, die dazu dienen, die für den Kaiserstuhl typische Landschaft, Flora und Fauna zu erhalten. Große Teile liegen im Vogelschutzgebiet. Bei der Lösswand im „Täle“ handelt es sich um ein erhaltenswertes Waldbiotop. Das größere Waldstück („Frauenholz“) ist Teil des großen FFH-Gebiets „Kaiserstühler Vegetationsmosaik“. Auf dem südwestlichen Teil des Grünlandes „Judenacker“ ist das Feldgehölz als Offenlandbiotop geschützt.

Bedrohte Arten:
Der Kaiserstuhl ist ein besonderer Lebensraum, der mehrere gefährdete Arten beherbergt, die gerade hier ihre Nische finden. Dazu gehören etwa die Smaragdeidechse, die Gottesanbeterin, der Bienenfresser oder der Wiedehopf. Wenn es von der Lage der Grundstücke her möglich ist, sollen diese Arten in der Naturoase speziell gefördert werden.

Waldflächen:
Der Waldbestand im „Täle“ weist eine gemischte Altersstruktur bis zu geschätzt 80 Jahren auf. Hauptbaumart ist die Rotbuche, gefolgt von Stiel- und Traubeneiche. Daneben kommen Ahornarten, Winterlinde, Esche und Robinie vor. Das Kronendach weist aufgrund zahlreicher abgestorbener und sturmgeschädigter Großbäume, insbesondere Rotbuchen, erhebliche Lücken auf, in denen Naturverjüngung und Sukzession eingesetzt haben. Reichlich ökologisch wertvolles Totholz ist vorhanden, teils noch stehend. Vieles zeugt davon, dass der Wald auch bisher nur extensiv bewirtschaftet wurde.

Im „Frauenholz“ wird der Bestand noch stärker von der Rotbuche dominiert; Winterlinde, Hainbuche und Bergahorn sind dünn eingestreut. Hier finden sich kaum sturm- oder hitzegeschädigte Bäume; das Kronendach ist geschlossen. In der unteren Schicht findet sich üppige Naturverjüngung.

Laub mit überwiegend Buchenblättern

Lösshohlwege:
Die Oasenflächen liegen zum Teil am „Lösshohlwege-Pfad“, und das Waldstück im „Täle“ endet nördlich mit einer zehn Meter hohen, steil abfallenden Lösswand. Die Lösswände und -hohlwege sind nicht nur als kaiserstuhl-typische Landschaftselemente zu erhalten, sondern gerade auch als ganz besonderer Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäuger.

Zehn Meter hohe Lösswand („Täle“, nordseitig)
Frisch entstandene Wohnräume im Löss

Grünland:
Die beiden ehemaligen Obstbauflächen waren in den letzten Jahren weitgehend sich selbst überlassen. Das Bild der früheren Obst- und Nussbaumwiese auf der „hinteren Matte“ ist derzeit von einer Waldrandstruktur (alte Kirschbäume, Nussbäume) mit Sukzession geprägt. Für die Vogelwelt ist der Strauchbewuchs insgesamt vorteilhaft, jedoch braucht es unter dem Baumbestand mehr freigehaltene Fläche, um spezifische Arten und die biologische Vielfalt stärker zu fördern.

Auf der Freifläche im Gewann „Deglebuch“ hat die Kanadische Goldrute den größten Teil erobert, was die biologische Vielfalt lokal stark einschränkt. Mehrere Reihen einst gepflanzter Obst- und Nussbäume sind vermutlich durch Wildverbiss eingegangen.

Rebterrasse:
Auf der vor kurzem stillgelegten Rebterrasse auf dem „Burstenbuck“ ist bei Übernahme durch die Stiftung Natur Zuerst gut die Hälfte der Rebstöcke bereits aus dem Boden gezogen; die Rebanlage war im Abbau begriffen. Die Wiese zwischen den Rebstöcken ist stark von Berufkraut und anderen krautigen Pflanzen durchsetzt.

Die Breite der ebenen Terrassenfläche sorgt dafür, dass die Fläche trotz ihrer Nordhanglage vollkommen sonnenexponiert ist. Die steilen Böschungsbereiche, die zur Rebterrasse gehören, sind von Wildwuchs, überwiegend Waldrebe, bestimmt. Ein flacherer Bereich der Böschung, auf dem einst solitäre Obstbäume standen, bietet sich besonders für eine neue Baumbepflanzung an.

Planung Wald:
Das Waldstück im Gewann „Täle“ zeigt im Moment große Lücken im Baumbestand, vor allem aufgrund zahlreicher eingegangener Rotbuchen. Totholz soll auf der Fläche belassen werden. Mit forstfachlicher Beratung wird abzuwägen sein, inwieweit die Lücken für eine stärkere Strukturbildung des Innenbereiches (Lichtung, Niederwald) genutzt werden sollen, oder ob die Gelegenheit genutzt werden soll, klimatolerante Mischbaumarten in diese freien Flächen ergänzend einzubringen. Die Lösswand am Nordende soll als landschaftstypisches und zugleich ökologisch wertvolles Element von Sukzession freigehalten werden.
Das größere Waldstück (Gewann „Frauenholz“) erfordert derzeit kaum ein Eingreifen. Lediglich soweit Wege betroffen sind, soll Totholz lokal entfernt werden. Der dominierende Buchenbestand zeigt sich bislang intakt und wird von reichlicher Naturverjüngung unterstützt; das Kronendach ist geschlossen. Sollte sich dieses Bild im Zuge des Klimawandels einmal ändern, werden etwa abgestorbene Buchen durch Einbringung solcher ortstypischer Baumarten ersetzt, die als wärme- und trockenheitstoleranter gelten.

Planung Grünland:
Das Grünlandstück im Gewann „Judenacker“ („hintere Matte“) soll als ökologisch wertvolles Grünland gepflegt werden. Es wird nach fachlicher Beratung abzuwägen sein, welche Mischung aus Sukzessionsbereichen und baumbestandener Wiese anzustreben ist. Der gegenwärtige Baumbestand soll weitestmöglich erhalten werden; eventuell sind Obst- oder Nussbäume zur Verjüngung nachzupflanzen. Brombeeren und Sträucher sollen bereichsweise zurückgedrängt werden. Feldgehölz soll jedoch in einigen Bereichen erhalten bleiben, insbesondere in dem südwestlichen Areal, in dem es nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie als ökologisch wertvoll erfasst ist.
Auf dem Grünlandstück im Gewann „Deglebuch“ soll der ursprüngliche Charakter wiederhergestellt werden, der sowohl durch den lockeren Übergang in Wald am östlichen Ende als auch durch Obst- und Nussbäume auf der Freifläche geprägt war. Die Goldrute soll konsequent zurückgedrängt werden, vor allem durch Mahd.
In Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden und anderen Fachleuten für gefährdete Arten soll erarbeitet werden, für welche gefährdeten Arten auf den beiden Grünlandflächen konkrete Aussicht und Möglichkeit besteht, unterstützend zu wirken, und wie generell die Flora und Fauna gefördert werden kann. Die Maßnahmen hierzu können von speziellen Mahdregelungen über Insektenhotels und Nisthilfen bis zu einer möglichen Biotopanlage reichen und werden in der Durchführung vermutlich auch ein Stück weit von externer Unterstützung abhängen.

Mitmachen:
In der Oase Bickensohl ist sehr viel möglich, und es wird viel zu tun und zu lernen geben. Wir sind noch in der Planungsphase. Auf jeden Fall können wir über längere Zeit Unterstützung bei der Bekämpfung der Goldrute („Deglebuch“) und beim Zurückdrängen der Brombeere („Judenacker“) brauchen. Halten Sie sich auf dem Laufenden, und geben Sie uns Bescheid, wenn Sie mitmachen möchten: info@natur-zuerst.de

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